Persönliche Interviews von Yogama Lehrer*innen

RIKI
1)Wie ist das online-Unterrichten für Dich?
Die Vorstellung online Yoga zu unterrichten empfand ich zuerst befremdlich. Yoga hat doch etwas mit realem Kontakt zu tun - einander zu hören, einander zu spüren, in einem Raum miteinander zu sein. Als Lehrerin orientiere ich mich sehr stark an der Atmung meiner Schüler*innen, nehme visuell meine Schüler*innen wahr und gebe gern körperlich Hilfestellungen. Nun sollte all dies ausschließlich verbal und ohne direkte, hörbare Rückmeldung meiner Schüler*innen funktionieren?
Ich war verunsichert und hatte meine Bedenken auch online einen Raum für Yoga kreieren und eine Verbindung zu meinen Schüler*innen herstellen zu können.
Dann war die erste Klasse des online-Unterrichtens gekommen und schon hier bemerkte ich, wie sich für diese Zeit mein Wohnzimmer in einen yogischen Raum der Ruhe und der Besinnung verwandelte und auch wenn ich während der Klasse meine Schüler*innen nicht hören konnte, so empfand ich sie als ganz dicht bei mir. Allein die Aspekte, dass meine Schüler*innen auch weiterhin das Angebot von Yogama annehmen, weiterhin ihre Präsenz mit uns Lehrer*innen teilen, uns vor und auch nach den Klassen Feedback schenken und damit in eine aktiven, beidseitigen Austausch gehen und vor allem voller Hingabe ihre Liebe zu Yoga in ihrem Praktizieren für mich spürbar machen, haben mich sehr erfüllt und berührt.
Ich freue mich schon sehr, wenn ich wieder in einem Raum mit meinen Schüler*innen sitzen darf und sie hören, fühlen und real sehen kann, aber diese Erfahrungen des online-Unterrichtens haben mich sehr gestützt in der aktuellen Zeit.

2) Was hat Dir die Krise gelehrt und was war/ ist eine gute Stütze für Dich?
Die Krise zeigte mir auf, wie glücklich ich mich mit meiner aktuellen Lebenssituation schätzen kann. Ich gehe weiter arbeiten (Soziale Arbeit), darf weiter studieren (online) sowie Yoga unterrichten (online). Ich habe eine glückliche Hündin, die durch meine ständige Präsenz nun noch glücklicher ist, bin durch sie sehr viel draußen in der Natur und habe einen glücklichen, gesunden Partner, der ebenfalls - auch in veränderter Form - weiter arbeiten kann. Ich habe keine Menschen um mich herum, die kritisch zur Risikogruppe gehören und muss mir - außer in gesellschaftlicher Verantwortung - keine große Sorgen bezüglich der Corona-Situation machen. Ich weiß, dass ich mich bezüglich der aktuellen Krise in einer sehr privilegierten Position befinde und dass es sehr viele Menschen gibt, die wirklich große Nöte und Sorgen haben. Ich begegne solchen Menschen tagtäglich in meiner Arbeit - hierfür möchte ich mein Glück nutzen, dieses in Energie transformieren und diesen Menschen eine Stütze in dieser besonderen Zeit sein.

3)Was unterrichtest Du und wie hat sich Dein Fokus im Unterrichten durch die Krise verändert?
Ich habe beobachtet, dass sich mein Fokus beim Yoga-Unterrichten verstärkt auf die körperliche Ausrichtung sowie körperliche Kräftigung verlagert hat - ganz im Sinn ‚ein starker Körper führt zu einem starken Geist‘. Denn all die Informationen, Unsicherheiten, Unwissenheit und neuen Erkenntnisse, die aktuell jeden Tag auf uns einprasseln, benötigen geistige Kraft und Anstrengung, um adäquat verdaut zu werden.
Hierbei habe ich aber gemerkt, dass ich durch die Kräftigung des Körpers gleichwohl zu einer regelmäßigen und intensiven Meditationspraxis gefunden habe. Somit entstand der Fokus meiner neuen Dienstagabendklasse ‚Yoga und Mediation‘.


KATJA
1) Wie ist das online-Unterrichten für Dich?

Es ist jedes Mal wie eine Schachtel Pralinen öffnen. Ich war und bin ein Fan des ersten ausgesprochenen Gedankens darüber in unserem Team. Meiner natürlichen Neugier auf Neues bedingt. Vor allem aber, weil es uns die Möglichkeit gibt in Zeiten von Kontakteinschränkungen beieinander zu bleiben und miteinander zu praktizieren. Natürlich nicht ohne Herausforderungen: Ton, Akkuleistung, Netzverbindungen, schwarze Bildschirme und die Überraschung, die beim nächsten Mal kommt, weil ich sie noch nicht kenne. Es war eine völlig neue Erfahrung für mich, den Raum für Yoga Praxis online zu gestalten – sie fordert*e mich stärker auf präsent zu sein. Am Anfang mit ganz viel Anspruch in mir perfekt zu liefern. Davon zu lassen und mit dem gehen, was ist, hat die Zeit gebracht. Nach mittlerweile vielen Wochen im persönlichen Veränderungsschleudergang stelle ich fest: Die Stunden aus dem yogama ins Netz heraus sind für mich zu einer Art sicherer Hafen geworden – hier komm ich durchs unterrichten und unterrichtet werden wieder an. Danke dafür.

2) Was hat Dir die Krise gelehrt und was war/ ist eine gute Stütze für Dich?
Wie stark jede*r einzelne von uns ist. Aus der Situation heraus – den Alltag von den Füßen einmal auf den Kopf gestellt – mit der Veränderung Schritt für Schritt zu gehen. Als die Krise Berlin erreicht hat, habe ich gerade einen neuen Mietvertrag unterschrieben. Ein großer Schritt für mein persönliches „Abenteuer“ Patchwork-Familie. Es war an einem Freitag. Ein 13ter.03. um genau zu sein. Als hätte ich gerade noch nicht genug Veränderung von allein angestoßen. Für mich war es so, als wurden wir alle im Schleudergang aus unseren Komfortzonen geholt. Waren und sind gefordert, neu zu denken und zu handeln bei gleichzeitig +100% Achterbahn-Gefühlslage. Jeden Tag aufs Neue. Das fordert/e mich auf eine noch nie dagewesene Weise, klar, flexibel und gelassen zugleich zu sein. Und dann ist da noch diese Angst, die immer mal wieder aus der Tiefe kommt. Aber ich komme jetzt einfach nicht drumherum die anzukucken. Uff. Mal wieder. Und mal wieder durfte/ darf ich lernen, wie viele Möglichkeiten in ihr liegen aus denen ich wählen kann. Oh yes, wenn sie sich in Kraft und Kreativität manifestiert. Oh no, wenn sie mich an meine Grenzen erinnert, weil sie mich dankenswerter Weise einladen will inne zu halten. Die Krise ist eine lehrreiche Praxis für mich aus dem freien Fall in (eine neue) Balance zu finden. Auf- und abseits der Yogamatte. Eine gute Stütze für mich? Atmen. Atmen. Atmen. Und die menschlichen Verbindungen, die sich in dieser Zeit verstärkt haben. Unter anderem zum yogama-Team in der gemeinsamen Absicht, das Beste aus der Situation zu machen und für unsere Schüler*innen da zu sein. Ich bin in Respekt für uns alle.

3) Was unterrichtest Du und wie hat sich Dein Fokus im Unterrichten durch die Krise verändert?

Ich unterrichte Hatha Yoga - auf eine klare und (m)eine Art fordernde Weise. Mit dem Ziel dahin zu führen, wo es wesentlich wird. Damit möchte ich weitergeben, was ich selbst vor allen in Krisen erfahre: hinschauen und nicht wegblicken, annehmen und nicht verweigern, als gamechanger. Das kann schon mal zum Kraftakt werden. Und dafür möchte ich in meinen Stunden einen sicheren Raum öffnen. Mein Unterricht hat sich in den letzten Wochen vor allem um das Zusammenspiel von Kraft & Balance gedreht. Halt in turbulenten Zeiten in sich selbst finden und spüren, was dafür an Kraft schon alles da ist. Mittlerweile verspüre ich den Impuls, aus meiner eigenen Praxis heraus, dass es jetzt darum geht, aus dem zarten neuen Halt heraus wieder in Schwung zu kommen. Also ist „mein Ziel erreicht“, wenn mir am Ende der Stunde Yogis*nis berichten, dass sie sich wieder voller Energie fühlen. Da geht mein Herz auf.

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