Persönliche Interviews von Yogama Lehrerinnen Marijana & Bea

MARIJANA
1)Wie ist das Online-Unterrichten für Dich?

Am Anfang wars einsam, fremd und forderte von mir, jegliche Komfortzone zu verlassen. Nach nur 4 Monaten das neueröffnete Yogama Studio zu schließen und oft ganz alleine im Raum zu sein, war eine unbeschreibliche Heftigkeit für mich, die mich sehr schnell zurück zur Feuerstelle in Indien brachte, wo ich bei meiner spirituellen Lehrerin Narvada Ma saß. Sie hat mich oft durch ihr Sein und Handeln gelehrt. Ihre Hingabe an die Yogische Praxis war unerschüttert von äußeren Bedingungen, frei davon, ob sie beim Yoga Festival in Berlin unter Hunderten von Schüler*innen umgeben war oder ganz alleine im Ashram. Ihre Asana und Mantra hatten einen tiefen seelischen Anker und Hingabe an Yoga. Und an diese Qualität habe ich mich zu erinnern versucht und mich mit Matajis Spirit und allen wundervollen Lehrer*innen, die ich bis jetzt in meinem Leben haben durfte, zu verbinden und der Krise eine Chance zu geben. Schon nach einer Woche Online-Unterricht waren die ersten Berichte und Mails voller Dankbarkeit da und oft mit der großen Bitte, den Online-Unterricht auch nach der Wiedereröffnung beizubehalten. Auch Schüler*innen bundes- und weltweit, die mich von früher kennen, konnten jetzt wieder in meinen Klassen und dem Yogama Studio praktizieren und ich habe mich oft sagen hören: wow, ich hätte es nie gedacht, dass sich so eine neue Welt der Möglichkeiten öffnen wird. Das Online-Unterrichten hat mir gezeigt dass Yoga jetzt eine kollektive tragende Kraft fürs JA im Leben sein kann. Jede/r zu erinnern sein Inneres durch die Krise zu behüten und durch das unterrichten dürfte diese Botschaft zurück zu mir fliessen, frei davon wie viele Schüler*innen Online angeschaltet waren.

2)Was hat Dich die Krise gelehrt und was war/ist eine gute Stütze für Dich?
Es war mir sehr schnell klar, dass die Krise mich einen neuen Weg lehren wird, Yoga, auch wenn online, inhaltlich zu unterrichten. Die Möglichkeit, im Fluss zu sein mit dem, was ist, war mir treue Stütze, mich der neuen Aufgabe ganz hinzugeben. Mein Wunsch war und ist immer noch, dass die Yogische Essenz bis nach Hause in die Küche, ins Wohnzimmer oder in den Park getragen sein kann, wo Yogi*nis sich auf der Yoga Matte befinden. Als noch sehr junge Studioleiterin war die Aufgabe, dieses zu halten nicht nur für mich, sondern auch als Stütze für das gesamte Team. Ich habe mich in der Krise sehr bemüht, für das Team da zu sein und allen Lehrer*innen den Raum zu geben, dass sie individuell einen eigenen Lernprozess daraus machen können. Auch wenn die Arbeitsstunden als Studioleiterin viel zu lang waren durch die große Umstellung der Buchungen und Online-Technik, hat die Liebe für Yoga und die Stütze vom Yogama Team mich sehr oft zu Tränen gerührt und in einer unfassbar schweren Zeit mit Vertrauen und Zuversicht getragen. Mittlerweile ist unser Yogama Studio wieder geöffnet und das Online-Unterrichten hat sich in eine Art Hybrid verändert, was eine Verbindung von Online- und vor Ort Unterricht ist. Mit Hybrid ist das Wiedersehen vieler Yogis*nis vor Ort einfach groß und trotz der Vorsichtsmaßnahmen sehr wertvoll, mehr Leben und echte Menschen, wie viele sagen, im Studio zu haben.

3)Was unterrichtest Du und wie hat sich Dein Fokus im Unterrichten durch die Krise verändert?
Oft beim Unterrichten übe ich nicht mit, sondern sitze stabil und schaue achtsam auf alle Übenden, die vor Ort im Yogama sind und parallel versuche ich, achtzugeben auf alle, die online zugeschaltet sind. Da wir momentan keine Hilfestellungen geben können, sind jetzt die verbale Hilfestellungen sehr wichtig und so ist für mich der Fokus, die Übenden mit so zu begleiteten, dass die stille Kraft des Universums spürbar und das JA für das Leben hörbar sein kann.

BEA
1)Wie ist das online-Unterrichten für Dich?
Das online- Unterrichten hat in meiner Wahrnehmung ganz verschiedene Phasen durchlaufen. Zunächst empfand ich es als eine großartige Chance, auch in der ‚Krise‘ mit meinen Yogaschüler*innen in Verbindung zu bleiben, die Praxis nicht zu verlieren und den Kontakt noch mal in einer ganz anderen Art und Weise zu intensivieren. Die Auseinandersetzung mit den technischen Herausforderungen gelang mir gut und ich war begeistert, dass nun auch Yogi*nis aus anderen Städten, Nationen und sogar von anderen Kontinenten an meinen Kursen teilnehmen konnten. Mit der Länge der ‚Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie‘ wich jedoch nach und nach meine Energie. Ich sehnte mich nach persönlichen Kontakten, Austausch vor und nach den Yogastunden bei einer Tasse Tee und auch Berührungen/ Assists während der Stunden. Doch gerade in dieser Zeit des Energieverlusts haben mir die regelmäßigen Stunden so viel Kraft gespendet, die freundlichen Gesichter der Yogi*nis geholfen, den Yoga und das Unterrichten als Kraftquelle zu nutzen. Dass nun mit den Lockerungen die Onlinestunden in Hybridstunden (Online- und Live- Stunden zur gleichen Zeit) übergehen, ist, als würden alle Vorteile zueinanderfinden. Gerade die integralen Bestandteile des Yoga zeigen nun ihr Potential. Unabhängig vom Ort kann ich mit meinen Schüler*innen in Beziehung treten, auch bei räumlicher Distanz ist ein Einlassen auf das Gegenüber möglich.

2) Was hat Dir die Krise gelehrt und was war/ ist eine gute Stütze für Dich?
Die ‚Krise‘ hat mich so viele Dinge gelehrt. Auf persönlicher Ebene habe ich mich an manchen Tagen verloren, ja geradezu einsam gefühlt. Der Kontakt zu meinen Mitmenschen, das Draußen-sein, die Yogapraxis außerhalb meiner vier Wände, das Reisen- so viel Verlust konnte ich spüren. Und gleichzeitig habe ich so viel Solidarität, Austausch und Verbundenheit erfahren können. Die ‚Krise‘ hat mich gelehrt, dass sie vor allem im Kollektiv, in der sangha, zu überstehen ist. Dass mein persönliches Menschsein an meinen Mitmenschen, an der Natur, an der Universalität der Welt bemessen ist. Und der Ausspruch von Martin Buber (1923) „Der Mensch wird am Du zum Ich“ erlang noch einmal tiefere Bedeutung.

3)Was unterrichtest Du und wie hat sich Dein Fokus im Unterrichten durch die Krise verändert?
Ich baue meine Stunden vor allem im Zyklus des Mondes auf. Dabei können die Stunden je nach Mondphase aktivierende, energetisierende und kraftvolle Sequenzen aufweisen, oder sie wenden den Blick bewusst nach innen, weisen introvertierte, beruhigende Elemente auf. Der Gruß an die Sonne, suryanamaskar, ist Bestandteil einer jeden Stunde, genauso wie die ‚Erfahrung des Todes, ohne selbst zu sterben‘, savasana, am Ende der Einheit. Zudem gebe ich meinen Schüler*innen gern Assists und eine kleine Massage zum Ende der Stunde. Auf diese heilsame Form der Berührung muss ich seit Corona verzichten. Daher hat sich mein Fokus sehr viel mehr auf meine Sprache gerichtet- durch eine achtsame, klare, manchmal auch poetische Form der Ansprache versuche ich noch immer, meine Schüler*innen zu berühren.

 

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